Digitalisierung ist für dich #087- Digitalisierung im Jahr 1998 – und davor 23 Jahre

Digitalisierung ist für dich mit Markus Reitshammer

Heute haben wir auch eine neue Episode des Podcasts „Digitalisierung ist für Dich!“ Dieses Mal werfe ich einen kleinen Blick in die Vergangenheit und wir feiern auch noch unseren 23. Geburtstag. Es erwarten dich viele spannende Infos, hör also rein!

Heute haben wir auch eine neue Episode des Podcasts „Digitalisierung ist für Dich!“ Dieses Mal werfe ich einen kleinen Blick in die Vergangenheit und wir feiern auch noch unseren 23. Geburtstag.

Mir wurde die Frage gestellt, was für mich denn die Digitalisierung ist. Die Frage hat uns so gut gefallen, dass wir gleich einen Schwerpunkt dazu auf Social Media gemacht haben. Und da dieser Podcast noch dazu am 16. März rauskommen wird, machen wir gleich noch einen Rückblick dazu, denn am 16. März feiert Re – Systems seinen 23. Geburtstag!

Ja, am 16. März 1998 bin ich mit Re – Systems gestartet. Als „EDV-Dienstleister“. Das Wort Digitalisierung war da noch nicht en Vogue, man sprach von EDV, Rechnern, Bildschirmen oder auch von Festplatte und meinte damit meist den PC.

Ja, das Internet gab es schon, ich persönlich hatte 1993 die Ehre das erste Mal von zu Hause aus im Internet unterwegs zu sein. Zuvor waren sogenannte „Mailboxes“ ein dürftiger Ersatz für den offenbar dringenden Wunsch, Inhalte per PC auszutauschen. Um in eine Mailbox zu gelangen, musste man in Kenntnis der Telefonnummer und ggf. des Passworts sein, um sich dann über ein analoges Modem 1:1 oder gar einen Akustikkoppler mit dem Rechner des Mailboxanbieters zu verbinden. Der Lohn der Mühen? Kleine Programme, Bilder und sonstiges „Nerd Zeugs“.

Ja und da war auch das BTX System – Bildschirmtext. Das Terminal in der Innsbrucker Hauptpost wurde von mir rege genutzt – ein eigener Anschluss war für mich als Schüler nicht finanzierbar. Die Inhalte: Nachrichten, Finanzinformationen, Telebanking, aber auch Angebote von Versandhäusern und Reiseanbietern.

Ja und 1998 – was waren da unsere Themen?

Freilich die bevorstehende Jahrtausendwende. Ja das war eine Show sag ich Euch! In der IT ging die Angst vor dem Y2k Bug um, also dem Jahr 2000 Fehler. Das Thema wurde gehypt – zum Teil Zu Recht. Freilich passte es wunderbar zu den zahlreichen Weltuntergangsmythen, die rund um das Jahr 2000 die Runde machten. Und doch – ja ich gehöre zu jenen, die nach wie vor der Meinung sind, dass wir damals berechtigter Weise und mit viel Erfolg gegen den Y2k Bug angekämpft haben. So gab es keine allzu gravierenden Störungen, auch dank Lösungen wie jener, die ich damals in Österreich exklusiv vertrieben hatte und somit zahlreiche Steuerrechner von Gewerbeanlagen fürs Jahr 2000 Fit gemacht wurden. Und ja, es gibt getestete und fundierte Nachweise, dass ohne Behandlung der Y2k Gefahr wir massive Störungen in der Infrastruktur, vom Kraftwerk bis hin zur Kläranlage gehabt hätten.

Was stand sonst noch an? Die Frage, ob sich „dieses Internet“ durchsetzen würde wurde ernsthaft diskutiert – auch ob das jemals einen kommerziellen Nutzen haben wird. Heute sind wir schlauer – zumeist.

Und Zitat: „An welchem Arbeitsplatz richten wir das E-Mail ein und wie oft pro Woche schauen wir da rein?“ war Thema von Workshops in Unternehmen. Die Belegschaft war meist gespalten was die Begeisterung über diesen neuen Kommunikationskanal anging. Wo soll man hier denn seine Unterschrift einsetzen? Das ist so steril! Einige der Reaktionen darauf. Meist durfte sich dann die Telefonzentrale darum kümmern, da war eh schon das Fax und der Posteingang…

Die Anzahl der eingehenden Mails hielt sich freilich in Grenzen – da wurde so manche Erwartungshaltung enttäuscht. Im Gegensatz zu heute brach bei manch einem Menschen helle Begeisterung aus, wenn tatsächlich eine Mail reinkam. Wie schnell sich das geändert hat!

Die – meiner Meinung nach – Unsitte der internen Mailschreiberei ging mir schon 1998 auf die Nerven. Wir waren damals zu dritt, schon ein dezentrales Team. Sahen uns nur selten und hatten doch viel abzustimmen und zu dokumentieren. Diesen Spagat haben wir schon damals mit einem internen Webportal gemeistert. Dieses Intranet Portal würde man heute wohl Collaboration Tool nennen, oder Social Media for business. 1998 jedenfalls wurden wir bestaunt, oder auch belächelt, was wir uns da zusammengebaut haben. Ich selbst war und bin extrem begeistert davon und so starteten wir voller Energie die Vermarktung – und sind damit glorreich gescheitert. „Teamarbeit unabhängig von Zeit und Raum“ war damals einfach kein Thema. Erst viel, viel später wurden ähnliche Lösungen populär – zu einem Zeitpunkt als wir uns längst dazu entschlossen hatten, unser Tool nicht weiter zu vermarkten, sondern ausschließlich für uns intern einzusetzen.

Auch das Erstellen einfachster Webseiten war für viele Menschen ein Mysterium. Natürlich auch dafür haben wir ein Produkt an den Markt gebracht – und waren 10 Jahre zu früh dran. Unsere „Webdose“ mit dem Slogan „Dosen Sie ins Web“. Die löste das Problem der Zeit, nämlich dass die Entwicklung einer einfachen Webseite sehr teuer war und es auch kaum fachkundige Anbieter gab. Self Service Angebote gab es noch nicht. Auch wenn viele eine Webseite wollten, so waren neben der technischen Herausforderung auch die inhaltlichen Themen schwer zu lösen, das Verständnis dafür was auf die Seite soll, mit welchem Zweck gab es nur selten. Also setzen wir uns hin und entwickelten ein physisches (!) Produkt. Verpackt in einer Blechdose. Der Käufer erwarb also die Webdose, fand darin ein Handbuch samt Formularblock, konnte aus verschiedenen Designs wählen, füllte händisch (wir wollten die Hürden geringhalten) die Inhalte aus legte die Bilder bei und schickte uns das ganze per Post (ja, Briefträger und so) zu. Wir machten dann daraus eine Webseite.

So der Plan. Viele zeigten sich begeistert – nur wenige griffen zu. Und so wurde die Webdose zu einer netten und teuren Erinnerung auf unserem Friedhof der guten Ideen.

Zum Glück gab es auch erfolgreiche Geschäftsmodelle – sonst würden wir wohl jetzt nicht unser 23 jähriges Bestehen feiern können. Und da waren zu Beginn Computerkurse der Renner. In Computersälen vermittelten wir Wissen rund um die Nutzung der PCs, samt Texterfassung und Tabellenkalkulation.

Zeitgleich gelang es laufend weitere Geschäftskunden zu gewinnen, bei denen wir als „Systembetreuer“ dafür sorgten, dass die Computer funktionierten, Drucker auch druckten, Anwenderfragen beantwortet wurden und nach und nach in immer mehr Unternehmen IP Netzwerke, Server und eben dann auch Internetzugänge und E-Mail Postfächer Einzug hielten. Wir waren sehr viel unterwegs, nur bei größeren Kunden rentierte es sich, ISDN Router zu installieren um mittels Programmen wie PC Anywhere Fernzuwirken – sehr zum großen Erstaunen der Anwender, deren Maus sich plötzlich wie von Geisterhand bewegte – gesteuert von dem EDV Mann am anderen Ende der Telefonleitung. Mit im Gepäck war auch Handwerkszeug wie eine Crimpzange für die Koaxial Netzwerkkabel, welche oft frei fliegend verlegt waren und somit häufig Opfer von Bürostühlen, Reinigungskräften und – ja auch Nagetieren waren. Mit dem Effekt – da es ein Bussystem war – dass mit einem defekten Kabel alle Computer keine Netzwerkverbindung mehr hatten. Da war dann ein schneller Einsatz gefragt – unter Bürotischen krabbelnd.

Schon damals zeigte sich, dass das Internet von privaten Usern genutzt wird – frühe soziale Netze fesselten uns ganze Nächte lang an den Rechner. ICQ Unterhaltungen oder auch die in Österreich sehr beliebten Ö3 und FM4 Chats trugen dazu bei, dass Nachrichten, Informationen und Gerüchte schnell Verbreitung fanden und sich Menschen über weite Distanzen hinweg kennen lernten. Digitale Brieffreundschaften sozusagen. Mit manchen Kontakten aus dieser Zeit habe ich übrigens noch immer Verbindung.

Klingt wie aus einer anderen Welt? Ja, stimmt. Ich fühle mich wirklich jung – und bin beim Schreiben dieser Zeilen etwas verwirrt, ob diese Erinnerungen tatsächlich meiner persönlichen Erfahrung entstammen 😊

Aber das ist ja das schöne – wir leben in einem extrem spannenden Zeitalter, voller Neuerungen, Entwicklungen, Herausforderungen. Es ist eine spannende Zeit! Ich feire das!

Und das macht wohl auch die Faszination der Digitalisierung aus. Die Neuerungen, die Entwicklungen, die weit über technische Gimmiks hinaus gehen. Die Digitalisierung betrifft uns alle – ob wir nun aktiv daran teilnehmen und mitgestalten oder nicht. Die Digitalisierung beeinflusst unsere Gesellschaft, die Art wie wir denken, wie wir leben, wie wir kommunizieren, wie wir Wirtschaft treiben.

In den letzten Tagen durfte ich öfters bei Gesprächen mit dabei sein, in denen es um die Frage ging, wie denn die Pandemie Situation gewesen wäre – sagen wir 1998. Ohne weit verbreitetes Internet? Mit begrenzten Telefonkanälen, ohne Smartphones, mit nur geringer Verbreitung von Mobilen Telefonen. Und kaum mobilen Computern? Mit den damals verfügbaren Medien? Ohne Teams, Zoom, Skype und die vielen anderen Anbieter der Digitalen Fernkommunikation? Ohne interaktivem Homeschooling, ohne Homeoffice Anbindung? Mit weniger Plattformen für Aufklärung und weniger Raum für Verschwörungstheorien. Ohne Online Seminaren. Mit so gut wie keinen Webcams. Ohne Netflix und Spotify. Insta Facebook LinkedIn TikTok. Und ohne Podcasts!

Ich bin mir sicher, dass die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft massiv anders gewesen wären, ich behaupte dramatischer, einschneidender, nachhaltiger. Wir hätten uns organisiert – bestimmt. Möglicherweise mit Pendelordnern, Lautsprecherwagen, Schularbeitspaketen, Fax. Und Amateurfunkern die uns mittels CB ihre Erfahrungen aus den Krisengebieten übermitteln.

Es wäre definitiv anders gewesen. Ich persönlich bin froh, dass wir uns erst jetzt in der Situation befinden. In einem Zeitalter der Digitalisierung. Einer Digitalisierung die uns allen so viele Möglichketen bietet. Was wir aus den Möglichkeiten machen, ob wir diese zum Guten oder zum Schlechten nutzen, uns damit beschäftigen oder nicht – das liegt an uns, an jedem einzelnen von uns.

Das war es dann auch schon von unserer Episode „Digitalisierung ist für Dich!“ Diese Einblicke waren extrem spannend, und auch spannend wird es weiter gehen. Sei also auch das nächste Mal wieder mit dabei, wenn es heißt „Digitalisierung ist für Dich!“ Es bleibt spannend! Hör rein!